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Im Interview mit Gina Schad zu ihrem Debütroman "Nach einem Traum"

 Andreas Hornoff
© Andreas Hornoff
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Gina Schads Debütroman Nach einem Traum (GOYA) geht der Frage nach, wie wir damit umgehen, wenn Sehnsüchte sich in Süchte verwandeln. Im Interview beantwortet die Autorin Gina Schad die Fragen des GOYA Verlags:

Du hast Medienwissenschaft studiert und beschäftigst Dich bereits seit längerem mit dem Internet. Wie bist Du auf die Idee gekommen, Dich dem Thema auf eine neue, auf eine literarische Art und Weise zu nähern?

Die Idee, einen Roman über eine Online-Stalking-Geschichte zu schreiben, habe ich ein paar Jahre mit mir herumgetragen, bis ich wusste, wie ich sie erzählen will. Beim literarischen Schreiben hat man natürlich ganz andere Möglichkeiten, die Fiktionalität erlaubt das Durchspielen von Szenarien.

Was ist das "Digitale" an dem Buch?

Meine Protagonist*innen Marie und Simon schreiben sich hunderte von Nachrichten und sind durch ihre Smartphones immer miteinander verbunden. Simon hat schon eine Beziehung und so teilen sie ihren Alltag über eine App. Da sie sich nur selten sehen, bleiben nur die digitalen Nachrichten. Als Marie Abstand gewinnen will, merkt sie, dass das gar nicht so einfach ist. Wie soll man auch voneinander loskommen, wenn der andere nur einen Klick entfernt ist?

Glaubst Du, dass heute digitale Begegnungen – in Form von Nachrichten und Likes etwa – unmittelbare soziale Kontakte immer mehr ersetzen oder ergänzen sie diese vielmehr?

Ich glaube, rein digital geführte Beziehungen sind immer noch die Ausnahme. Warum eine Beziehung über Social Media führen, wenn man sich auch treffen kann? Auf der anderen Seite muss man sich nicht mehr treffen, um sich kennenzulernen oder um miteinander zu arbeiten. Meinen Verlag habe ich noch nie getroffen, trotzdem haben wir ein Buch zusammen gemacht. Hat gut geklappt. :)

Wie viel hat die Protagonistin Marie mit Dir selbst zu tun?

Meine Protagonist*innen haben alle etwas mit mir zu tun, weil ich sie erfunden habe. Sie sind ein Konglomerat aus meiner Phantasie und Alltagsbeobachtungen. Ich bin aber nicht Marie. Ich glaube aber, dass in jedem von uns etwas von Marie steckt. Wir alle nutzen das Internet und die Suchfunktion, die meisten von uns nutzen Social Media. Wir können ja auch sehen, wer sich unsere Stories angeschaut hat. Das verführt natürlich …

Eine zentrale Rolle im Buch spielt das Thema, wie durch die ständige Verfügbarkeit in den sozialen Medien, insbesondere in unglücklichen Liebesbeziehungen, ein Suchtpotential entstehen kann. Um Deine Aussage von vorhin aufzugreifen: Wieso fällt es so schwer, voneinander loszukommen, wenn der andere nur einen Klick entfernt ist?

Wir tragen unsere mobilen Geräte ja meistens mit uns herum und dort befinden sich auch alle Apps. Meine Protagonistin Marie stellt sich im Buch auch die Frage: Hat ein Like von Simon etwas zu bedeuten, ist es Kontakt? Früher ist man sich nach einer Trennung erst einmal eine Weile aus dem Weg gegangen, danach war man im besten Fall sogar befreundet. Im Digitalen kann man sich nicht so richtig aus dem Weg gehen, außer man greift zu harten Maßnahmen und entfolgt der Person oder blockt sie.

Bietet Social Media heute die Möglichkeit, andere Menschen zu überwachen bzw. wo siehst Du die Grenze zum Online-Stalking?

Ich habe schon öfter gehört, dass Leute sagen: "Ich habe sie*ihn bei Insta gestalkt." Damit ist meistens gemeint, dass man sich auf einem Profil regelmäßig die Beiträge und Stories ansieht. Wenn man ein öffentliches Profil hat, muss man damit rechnen, dass sich auch fremde Personen unsere Inhalte ansehen. Im Digitalen ist es sicher einfacher, sich z.B. das Haus einer anderen Person auf Google Maps anzuschauen.

Wenn Marie eine Freundin von Dir wäre, was würdest Du ihr hinsichtlich ihres Verhaltens raten bzw. wünschen?

Ich würde Marie sagen: "Leb dein Leben." Oder wie meine Lektorin treffend kommentiert hat an einer Stelle: "Go, girl!"

Gina Schad

Nach einem Traum

Marie hat sich in Simon verliebt, und Simon sich in Marie. Aber Simon ist verheiratet und versucht, der körperlichen Anziehung zu widerstehen - dennoch finden sie eine Möglichkeit, sich einander nahe zu fühlen: im digitalen Raum. Nach einem Traum geht der Frage nach, wie wir damit umgehen, wenn Sehnsüchte sich in Süchte verwandeln. In Zeiten von Digitalisierung, sozialen Medien und sich wandelnden Beziehungen kann ein Roman über Liebe nicht aktueller sein.

Roman · 22,00 €

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Gina Schad

Nach einem Traum

Marie hat sich in Simon verliebt, und Simon sich in Marie. Aber Simon ist verheiratet und versucht, der körperlichen Anziehung zu widerstehen - dennoch finden sie eine Möglichkeit, sich einander nahe zu fühlen: im digitalen Raum. Nach einem Traum geht der Frage nach, wie wir damit umgehen, wenn Sehnsüchte sich in Süchte verwandeln. In Zeiten von Digitalisierung, sozialen Medien und sich wandelnden Beziehungen kann ein Roman über Liebe nicht aktueller sein.

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